Mit Design Thinking Methoden ein vermeintlich "verstaubtes" Thema für junge Zielgruppen interessant machen!

Um dafür kreative und geeignete Maßnahmen zu finden, kooperierte die Oberschwaben Tourismus GmbH (OTG) mit Geschäftsführerin Daniela Leipelt mit dem Design Thinking Labor der Hochschule Biberach. Ihr konkretes Anliegen bestand darin, für das Kulturgut „Oberschwäbische Barockstraße" ein höheres Bewusstsein in den Köpfen von Einheimischen und Touristen der Region Oberschwaben zu erreichen. Wir, die Teilnehmer dieses Projekts, sollten unter der Anleitung und Begleitung von Dr. Isabell Osann und Dr. Tanja Reimer eine dafür passende Lösung erarbeiten.
 
 

Der erste Schritt bestand darin, ein gemeinsames Verständnis innerhalb der beiden Gruppen für die Zielstellung des Projekts zu schaffen. Mithilfe der semantischen Analyse machten wir uns Gedanken, was wir mit „Lernort", „Oberschwäbisch" und „Barock" verbinden. Diese gemeinsam gefundene Wissensgrundlage wurde mithilfe der Charette-Methode konkretisiert. Anhand dieser wurden anschließend Nutzergruppen identifiziert und deren unterschiedliche Bedürfnisse herausgearbeitet.

Oberschwaben Tourismus GmbH (OTG)
Oberschwaben Tourismus GmbH (OTG)

Mithilfe vieler von Frau Leipelt zur Verfügung gestellten Informationsbroschüren konnten wir erkennen, wer vorrangig durch diese angesprochen werden sollte. Und welche Zielgruppe nicht angesprochen wurde: Nämlich wir, die Zielgruppe im Alter zwischen 20 und 30. Schnell kamen wir zu der Entscheidung, genau diese Zielgruppe ansprechen zu wollen, da wir genau wissen, wie wir ticken. Schließlich können wir einordnen, warum wir selbst noch nicht bewusst mit der Oberschwäbischen Barockstraße in Kontakt gekommen sind.
 
Nach der Einführung in die Design Thinking Methode und in die Zielstellung des Projekts haben wir uns auf den Weg gemacht, um im ersten Schritt verschiedene Lernorte entlang der Oberschwäbischen Barockstraße zu betrachten und zu evaluieren und besuchten Kirchen, Schlösser und Kloster mit ihren zugehörigen Gärten. Dabei mussten wir uns bewusst mit dem Lernort und seiner Umgebung auseinandersetzen und konnten unseren Vorstellungen der Lernorte außerdem noch Sinneseindrücke hinzufügen, die den Gesamteindruck vervollständigten. Die meisten von uns besuchten Lernorte zeichneten sich durch eine imposante Erscheinung aus, die sowohl auf ihre Größe, als auch ihre aufwendig gestalteten Verzierungen zurückzuführen ist. Zusätzlich haben wir Interviews mit potenziellen Nutzern direkt an den Lernorten geführt. Hierdurch wollten wir herausfinden, wie die Lernorte wahrgenommen werden und was die Menschen vor Ort mit ihnen verbinden. Erste Ideen, wie man die Attraktivität von Lernorten entlang der Oberschwäbischen Barockstraße steigern kann, haben wir dort direkt auf ihre Tauglichkeit hin überprüfen können.
 
Im zweiten Schritt haben wir gewonnene Erkenntnisse durch den „Schritt nach Draußen" mit allen Teilnehmern geteilt und unsere Ideen Stück für Stück konkretisiert. Wichtig war dabei für uns die Konzeption von Prototypen. Diese sind eine konkrete Weiterentwicklung ausgewählter Ideen in Richtung ihrer Umsetzbarkeit. Für die Schwerpunktsetzung und Auswahl konnten wir auf das konstruktive Feedback von Frau Leipelt und ihrer Kollegin Frau Negd zurückgreifen. Eine Gruppe beschäftigte sich damit, Informationen über bestimmte Stationen der Oberschwäbischen Barockstraße spielerisch über ein Quiz auf der Homepage des Oberschwaben-Tourismus den Nutzern zugänglich zu machen. Um das Quiz erfolgreich abzuschließen, müssen die Teilnehmer die Orte besuchen. Wenn sie das Quiz dort erfolgreich abschließen, erwarten sie Preise beispielsweise in Form von Gutscheinen oder Geschenkkörben.
Die andere Gruppe konzentrierte sich auf die Organisation eines Street-Food-Events, welches sich langfristig umsetzen lassen und damit einen nachhaltigen Eindruck in den Köpfen junger Menschen hinterlassen soll. Diese Events werden entlang der Oberschwäbischen Barockstraße inmitten der historischen Plätze und Gebäude stattfinden. Die Food-Trucks sollen neben ihren eigenen Spezialitäten auch barocke Gaumenfreuden anbieten, selbstverständlich zubereitet mit Zutaten aus der Region.
 
Beide Gruppen machten es sich außerdem zur Aufgabe, den Social-Media-Bereich der Oberschwaben Tourismus GmbH zu prüfen und überlegten sich gemeinsam Möglichkeiten, wie sich die Inhalte des Instagram-Accounts noch besser für eine noch höhere Aufmerksamkeit und Reichweite anpassen lassen. Unsere Prototypen sollen dabei ebenfalls über den Social-Media-Bereich vermarktet werden.
 
Dieses Seminar war für uns eine erfrischende Abwechslung von unserem sehr theoretischen Hochschulalltag. Obwohl uns solche Seminare an der Hochschule Biberach nicht neu sind, war die enge Verzahnung mit der Praxis und das direkte „Testen" unserer Ideen bei diesem Seminar ein Novum und so wurde die Aufgabenstellung von allen Teilnehmern mit hohem Engagement bearbeitet. Wie gut sich manche Konzepte theoretisch anhören, wurde uns erst durch den Schritt nach Draußen richtig bewusst. Durch die Interaktion mit der Umgebung und den Menschen vor Ort mussten wir feststellen, dass wir theoretisch im Hörsaal längst nicht alle relevanten Einflussfaktoren erfassen können. Die besten Ideen kamen uns vor Ort, durch die Interaktion und dem Benutzen all unserer Sinne.
 
 
Andreas Jewgrafow
Design Thinking Tutor WS2019/20