Mit zwei dicht gepackten und spannenden Finaltagen endete am 16. und 17. April der gemeinsame Innovationswettbewerb der COSUN BEET und WITENO (sog. COSUN BEET Hackathon) in Anklam, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland. Am Anklamer Finale nahmen acht Teams aus Deutschland, Belgien und Finnland teil, die sich in der Vorauswahl Mitte März gegen weitere 18 Ideenskizzen durchgesetzt hatten, u.a. die Hochschule Biberach (HBC) mit einer Idee für eine nachhaltige und sichere Lebensmittelversorgung. Prof. Dr.techn. Heike Frühwirth forscht gemeinsam mit ihrem Mitarbeiter Cedrik Klimt zu diesem Thema. Gemeinsam nahmen sie an dem Wettbewerb teil – und wurden als eine von drei Teams prämiert.

„Die Lebensmittelversorgungssicherheit hängt zu einem großen Teil an der Verfügbarkeit von Proteinen. Unser Projekt liefert einen Teil der Lösung, indem wir aus einem Reststoff der Bioethanolherstellung hochwertige Proteine produzieren“, erläutert Heike Frühwirth, die an der HBC Verfahrenstechnik in der Fakultät Biotechnologie lehrt und in der Hochschulleitung als Prorektorin für Forschung, Transfer und Kooperationen verantwortlich ist.  Für eine Hochschule für angewandte Wissenschaften wie die HBC sei es „extrem interessant direkt mit Firmen zusammenzuarbeiten, aktuelle Fragestellungen aufzunehmen und Lösungen zu generieren“, so Frühwirth, die sich gemeinsam mit Cedrik Klimt über den Erfolg freut.

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Die Final-Teams hatten sich in den Vorwochen intensiv mit den von der COSUN BEET formulierten Fragestellungen befasst und individuelle Lösungskonzepte entworfen, die sie einer Jury aus Vertretern des Dt. Biomasseforschungszentrums, der WITENO und der COSUN BEET vorstellten. In einem engen Finale wählte die Jury drei Gewinner-Teams aus, die nun gemeinsam mit der COSUN BEET Co. die nächsten Schritte zur Umsetzung ihrer Projektideen vorbereiten. Die Lösungen umfassen nützliche Mikroorganismen für widerstandsfähige Landwirtschaft, die Herstellung neuer proteinreicher und hochwertiger Produkte mittels Pilze und Algen sowie die Nutzung von Zuckerrübenblättern zur Herstellung hochwertiger Chemikalien.

Der Innovationswettbewerb „COSUN BEET HACKATHON“ wurde im Januar 2024 gestartet. In enger Zusammenarbeit mit der WITENO, dem Wissenschafts- und Technologiepark N°O° mit langjähriger Expertise u.a. in den Bereichen Bioökonomie und Start-up-Beratung aus Greifswald, suchte die COSUN BEET Co. nach Lösungsanbieter*innen für die Verwertung von Nebenströmen aus der Zuckerproduktion. Die Finalteams wurden aus 26 Projektskizzen ausgewählt und entwickelten nach dem Vorentscheid im März ihre Ideen über einen Zeitraum von vier Wochen weiter. Dabei wurden die Teams von zwölf Mentor*innen begleitet, die sowohl aus der Region als auch aus Dänemark, Finnland und Schweden stammten. Sie standen den Teams während des gesamten Hackathons und an den Finaltagen mit ihrer umfassenden Expertise und wertvollen Tipps zur Seite.

Am Finaltag präsentierten die Teams ihre Ideen vor der Jury und den Mentor*innen und stellten sich deren kritischen Fragen. Nach ausführlicher Diskussion entschied sich die Jury, folgende Ideen zu prämieren:

  • Das Team n-fix aus Belgien entwickelte eine innovative Methode zur Herstellung mikrobieller Biodünger aus Gärresten von Rübenschnitzeln. Dies kann die Treibhausgasemissionen im Zuckerrübenanbau durch robustere Pflanzen, einen höheren Ertrag und Zuckergehalt sowie einen geringeren Stickstoffeinsatz reduzieren.
  • Das Team Vinasse2Proteins von der Hochschule Biberach widmet sich mit seiner Lösung der in Zukunft immer größeren Rolle von pflanzlichen Proteinen in der nachhaltigen Lebensmittelversorgung. Diese können beispielsweise aus Pilzen gewonnen werden, die auf Reststoffen der Bioethanol-Anlage wachsen. Das Restwasser ist noch von so guter Qualität, dass es für die Züchtung von Algen verwendet werden kann, die wiederum zu Lebensmitteln weiterverarbeitet werden können.
  • Das Team CAPitalize Leaves, ein Konsortium des Helmholtz Zentrum für Umweltforschung UFZ sowie des Deutschen Biomasseforschungszentrums DBFZ, Leipzig, zielt darauf ab, das innovative, klimafreundliche Capraferm-Verfahren weiterzuentwickeln, das die Umwandlung von Rübenblättern in Carbonsäuren ermöglicht, die als Ausgangsstoffe für hochwertige Chemikalien dienen können.

 

Alle drei Lösungen erfüllen den Bedarf von COSUN BEET, Zuckerrübenreste von Abfall in Wert umzuwandeln. "Unsere Mission bei COSUN BEET ist es, das volle Potenzial von Pflanzen transparent und zirkulär zu nutzen. Wir nennen dies den Plant Positive Way", resümiert Matthias Sauer, CEO von COSUN BEET. Dass der internationale Innovationswettbewerb am Ende des 140-jährigen Jubiläumsjahres so erfolgreich organisiert werden konnte, erfüllt ihn und das gesamte COSUN BEET – Team mit großem Stolz. Jenny Stukenbrock, die den COSUN BEET Hackathons auf Seiten der COSUN BEET Co. vor Ort organisierte, fasste die Stimmung treffend zusammen: "Der COSUN BEET HACKATHON war ein voller Erfolg und hat die Möglichkeiten für eine Zuckerrüben-Bioraffinerie der Zukunft aufgezeigt. Es war eine fantastische, inspirierende und motivierende Atmosphäre. Wir sind glücklich und stolz, dass so viele großartige Teams den Weg nach Anklam gefunden haben."

Ein Mann übergibt Urkunde an eine Frau und einen Mann
Ein Mann übergibt Urkunde an eine Frau und einen Mann

Auch die Teilnehmenden des Wettbewerbs bewerteten ihre Erfahrung durchweg positiv. Aaron Maes vom Team N-Fix „In einem Wort: Großartig!“ Und sie knüpfen konkrete Erwartungen daran: „Unser endgültiges Ziel ist, diese Grundstoffe in großem Maßstab herzustellen, sodass sie derzeit genutzte, weniger nachhaltige Wirkstoffe ersetzen, die aus Mineral- oder Palmölverarbeitung stammen. Wir sind sicher, dass unsere Tests mit den CBC-Substraten erfolgreich verlaufen und wir noch besser herausfinden, wie wir sie bei COSUN BEET einsetzen können“, so Flavio Baleeiro vom Team CAPitalize Leaves.

Der Wettbewerb bot den Teilnehmenden (Unternehmen, Start-ups, Universitäten und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen) nicht nur eine Plattform, um ihre Innovationen zu präsentieren, sondern auch eine Gelegenheit, sich zu vernetzen, Ideen auszutauschen und die Potenziale der Bioökonomie für die Region zu diskutieren. Cedric Klimt vom Vinasse2Proteins beschreibt den Prozess so: „Bei diesem Wettbewerb haben sich der wissenschaftliche Spirit und das Hackathon-Konzept hervorragend ergänzt: Wir entwickeln unsere Idee, wir arbeiten in unseren Gruppen, wir treffen uns mit den Mentor*innen von COSUN BEET und entwickeln unsere Ideen weiter, kommen auf neue Möglichkeiten und neue Hinweise, was ist wichtig für das Unternehmen, was ist wichtig für die wissenschaftliche Gemeinschaft, wir finden unsere Schnittpunkte und entwickeln unsere Ideen immer weiter und weiter.“

„Dieses spezielle Hackathon Modell ein erstes Mal in unserer Region zu testen, war eine sehr spannende und inspirierende Erfahrung für uns als Organisatoren. Es war wunderbar, mit den Teams zu arbeiten, die sehr offen und wertschätzend waren. Es hat mir auch besonders viel Freude bereitet, mit dem Challengegeber COSUN BEET zusammenzuarbeiten und den Prozess zu gestalten. Vertrauen, Verständnis, Verbindlichkeit und letztlich auch ganz viel Spaß und Motivation haben diesen großen Erfolg ermöglicht“, sagt Dr. Gudrun Mernitz, Organisatorin seitens der WITENO GmbH, die die Teams während des gesamten Zeitraums betreute.

Die WITENO ist Partner des internationalen BioBoosters-Projekts, das von der Jamk University of Applied Sciences geleitet und vom Interreg Baltic Sea Region Programm gefördert wird. Das Projekt vereint neun Innovationsnetzwerke im Bereich Bioökonomie aus Ländern rund um die Ostsee: Finnland, Schweden, die Baltischen Staaten, Polen und Deutschland. Das Projekt organisiert 18 Hackathons, um verantwortungsbewusste Geschäftspraktiken zu unterstützen und den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft für Bioökonomieunternehmen zu fördern.

 

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN

Cosun Beet Company | https://www.cosunbeetcompany.de/ BioBoosters – Abfälle als Ressourcen

Die WITENO GmbH setzte den CosunBeetHackathon im Rahmen des BioBoosters-Projektes um. Mit BioBoosters sollen innovative Konzepte, Spitzentechnologien und Ausrüstung identifiziert werden, mit denen sich biogene Reststoffe effektiv nutzen lassen. BioBoosters wird durch das Interreg Baltic Sea Region-Programm gefördert. BioBoosters (witeno.com) | https://witeno.com/projekte/bioboosters/

WITENO GmbH

Die WITENO GmbH – Wissenschafts- und Technologiepark NORD° OST° – bietet an inzwischen vier Standorten in Greifswald (BioTechnikum, Technologiezentrum Vorpommern, Digitales Innovationszentrum Greifswald, Zentrum für Life Science und Plasmatechnologie) attraktive Büro-, Labor- und Produktionsflächen für die Umsetzung innovativer Ideen. Darüber hinaus steht WITENO Firmengründenden und jungen Unternehmen mit Gründungs- und Entwicklungsberatung zur Seite, ist in regionalen und überregionalen Fach- und Netzwerkgremien engagiert und entwickelt eigene Projekte für die Region in verschiedenen Kompetenzfeldern. – www.witeno.de

 

Text: Pressestelle WITENO GmbH