An den bundesweiten Aktionstagen Girls´ Day und Boys´ Day, die die geschlechterunabhängige Berufsorientierung fördern sollen, haben Jugendliche von Schulen aus der Region einen Tag an der Hochschule Biberach (HBC) verbracht. 10 Sieben- und Achtklässer drückten am 25. April nicht die Schulbank, sondern schlüpften in die Rolle von Studierenden und konnten erleben, was sich hinter einem Studium der BWL, des Bau- oder Energie-Ingenieurwesen, des Bau-Projektmanagements sowie der Biotechnologie verbirgt – und vor allem, welche Aufgaben einen in der Berufswelt erwarten.

Professorin Chrystelle Mavoungou, Gleichstellungsbeauftragte der HBC, begrüßte die Schüler*innen. Mit dem Programm wolle die HBC für die Frage sensibilisieren, ob es überhaupt typische Frauen- oder Männerberufe geben kann. „Wohl kaum, denn bei der Wahl geht es allein um die Interessen und Fähigkeiten jedes Einzelnen“ sagt sie. Da passte das Angebot von Professor Hartwig Heyser, Professorin Verena Rath und Studentin Mia Huber aus der Fakultät BWL gut: Mit dem Workshop „Hast Du Deinen Traumjob gefunden? Dann halte ihn fest und lass Dich nicht aufhalten!“ lockten Sie die Ideen der Schüler*innen hervor. In der inspirierenden Atmosphäre des Design Thinking Labs präsentierten sie ihre individuellen Berufswünsche. Luca Winter (13, Wieland-Gymnasium) hat schon sehr konkrete Vorstellungen und nannte die Immobilienwirtschaft als sein Interessensgebiet. Hartwig Heyser freute sich über diese Idee, lehrt er doch im Studiengang BWL im Schwerpunkt Bau- und Immobilienwirtschaft. Der Wunsch des Schülers ließe sich also in der Heimatstadt Biberach realisieren. Andere träumen davon ihr Hobby, die Musik, zum Beruf zu machen, andere können sich vorstellen, ein Lehramtsstudium zu absolvieren. „Alles möglich, Hauptsache es gibt eine Idee“, lautete die Rückmeldung der Fakultätsmitglieder.

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Weiter ging es in der Fakultät Bauingenieurwesen und Projektmanagement. Im frisch renovierten Wasserbaulabor stellten die Mitarbeitenden Dennis Renz und Anja Klement sowie Professorin Patrica Hamm den vielfältigen Beruf eines*r Bauingenieur*in vor. Auch zeigten sie auf, wo überall uns die Leistungen von Bauingenieur*innen begegnen, die für die gesamte Infrastruktur zuständig sind, also Gebäude, Straßen, Tunnel, Brücken und vieles mehr. In dem Labor durften die Schüler*innen sich darin ausprobieren, Brücken-Modelle aus Holz zu bauen und konnten so herausfinden, wie sie am besten gelingen. Am Fließkanal konnten die Gäste zudem verfolgen, wie sich die Strömung verändert, wenn zum Beispiel Brückenpfeiler in den Untergrund eingebracht werden – und wie dieser dadurch abgetragen wird. Vom analogen Modell ging es weiter zum digitalen Modell und in ein weiteres Labor der Fakultät, dem LiCoP. Prof.  Hannes Schwarzwälder und Student Max Maschke aus dem Studiengang Bau-Projektmanagement nahmen die Schüler*innen mit in eine Virtuelle Realität. Mittels VR-Brillen durchschritten die Jugendlichen ein Gebäude, betraten verschiedene Räume und schließlich den Balkon. Auch konnten sie beobachten, wie ein Roboterarm bestimmte Arbeitsschritte in der Montage von Bauteilen übernimmt.

Kinder arbeiten an einem Stand im Labor
Kinder arbeiten an einem Stand im Labor

Prof. Andreas Gerber aus dem Studiengang Energie-Ingenieurwesen gab den Jugendlichen anschließend Einblicke in nachhaltiges Bauen. Dafür stellte er den Besucherinnen den Beitrag der HBC für den internationalen Wettbewerb Solar Decathlon Europe vor, an dem sich die Hochschule 2021/22 beteiligt hat. Unter Leitung des Energie-Ingenieurwesens haben Studierende aus unterschiedlichen Studiengängen an diesem Projekt mitgearbeitet. Die Aufgabe war es, ein in Wuppertal bestehendes Gebäude aufzustocken – und dabei Lösungen zu finden, die möglichst CO2-neutral, ökologisch und sozial nachhaltig sind. Die Studierenden konnten dafür in der Praxis umsetzen, was sie im Studium gelernt haben – und noch viel mehr, denn der Wettbewerb erforderte Projektmanagement und Teamgeist, berichtete Andreas Gerber, der selbst zum Team gehörte.

Die sogenannte Demonstration Unit, die für den Wettbewerb realisiert und für das Finale in Wuppertal aufgebaut wurde, steht inzwischen auf dem dortigen Solar Campus. Es ist Teil einer Plattform für Forschung, Lehre, Aus- und Weiterbildung sowie den Austausch mit der Öffentlichkeit und steht auch künftig als Anschauungsobjekt für nachhaltiges Bauen zur Verfügung.

Mit dem Bus machte sich die Gruppe schließlich zum letzten Programmpunkt des Girls- and Boys Day der Hochschule Biberach auf. Vom Campus Stadt ging es zum Campus Aspach und in die Fakultät Biotechnologie. Dort hatten die Naturwissenschaftlerinnen Sandra Behmüller und Judith Sauer verschiedene Experimente vorbereitet. Im Labor durften die Jugendlichen zum Beispiel aus Zellen der Mundschleimhaut ihre eigene DANN isolieren. Jede*r Schüler*in übertrug die eigene DNA in ein Mikrozentrifugenröhrchen und stelle damit einen Anhänger her, der nun als DNA-Kette um den Hals getragen werden kann.

Ein Tag voller Eindrücke für die Siebt- und Acht-Klässler, die jede Menge Einblicke gewinnen konnten und eine Vorstellung davon, wie Betriebswirt*innen, Ingenieur*innen oder Naturwissenschaftler*innen arbeiten. Nicht nur in diesen Bereichen brauche unsere Gesellschaft viele kluge Köpfe, um die Herausforderungen der Zukunft lösen zu können, sagte Gleichstellungsbeauftragte Chrystelle Mavoungou. Der Girls´ Day und Boys´ Day, aber auch andere Formate der HBC wie die Kinder-Uni, die Forscher-Akademie, das Schüler*innen-Studium oder der Studieninformationstag sollen Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, die Themen der HBC kennenzulernen. „Wer sich für unsere Arbeit in Lehre, Forschung und Transfer interessiert, findet viele Möglichkeit“, sagt Chrystelle Mavoungou, „die Hochschule Biberach freut sich, ihre Themen und Projekte vorzustellen – gegenüber Kindern ebenso wie gegenüber Erwachsenen, Laien und Fachleuten“.

Der Girls‘ & Boys‘ Day an der HBC war für mich ein sehr spannender und interessanter Tag, da ich viele Sachen sehen und kennenlernen konnte, von denen ich bisher nichts wusste und die ich sonst vielleicht nie ausprobiert hätte.

Luca Winter

Bei den Kindern zumindest kam der Tag sehr gut an: „Der Girls‘ & Boys‘ Day an der HBC war für mich ein sehr spannender und interessanter Tag, da ich viele Sachen sehen und kennenlernen konnte, von denen ich bisher nichts wusste und die ich sonst vielleicht nie ausprobiert hätte, z.B. meine DNA in einem Gläschen oder die VR-Brille“, schlussfolgert Luca zufrieden.